Erster Termin im Veranstaltungskalender des Geschichts- und Heimatvereins Villingen in diesem Jahr war am 12. Januar der Besuch des Motorenentwicklungszentrums des internationalen MinebeaMitsumi-Konzerns im Industriegebiet Herdenen.
30 Mitglieder konnten auf einer spannenden Führung des Kommunikationschefs Roman Klein einen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten des Unternehmens gewinnen.
Vorab gab es einen interessanten Kurzvortrag in die noch junge aber sehr erfolgreiche Geschichte der Firma. 1991 als Joint Venture von Papst Motoren aus St. Georgen und dem japanischen Minebea-Konzern gegründet, übernahm dieser bereits 1993 die Gesamtanteile von PM DM. Im Jahr 2000 erfolgte der Umzug des Unternehmens von Spaichingen nach Villingen-Schwenningen in einen Neubau, der bereits 2004 großzügig erweitert wurde. 2019 erhielt das Unternehmen seinen heutigen Namen, Minebea Mitsumi Technology Center Europe. Es ist das größte Motorenentwicklungszentrum im internationalen Verbund der MinebeaMitsumi Group und entwickelt bürstenlose Gleichstrommotoren, innovative Antriebstechnologien, LED Hintergrundbeleuchtungen und Sensorsysteme.
Derzeit arbeiten über 500 Mitarbeiter*innen im Headquarter für europäische Produktions- und Entwicklungsstandorte in Villingen-Schwenningen. Sie entwickeln hier Motoren der Zukunft, wobei vor allem auch technologische Ideen für den Klimaschutz im Mittelpunkt stehen. Beispiele dafür sind Lösungen zur Steuerung von Kühllamellen etwa für die Batterien von E-Autos oder autonome motorgetriebene Regelthermostate für Gewerbegebäuden, die keine externe Stromversorgung benötige und den Strom selber produzieren.
Die Teilnehmer*innen der Führung waren außerordentlich beeindruckt von der Bandbreite und der technologischen Kompetenz, die hier vorgehalten wird. „Es ist immer wieder spannend vorgeführt zu bekommen, welche geschliffenen Diamanten unsere Industrielandschaft hier aufweist,“ meinte eine Teilnehmerin, „da brauchen wir uns in Villingen-Schwenningen sicher nicht zu verstecken.“
Der Besuch im Stammwerk des Villingen-Schwenninger Unternehmens Jenoptik (frühere Hommelwerke) war sicherlich für viele Teilnehmer*innen der jüngsten Exkursion des Geschichts- und Heimatvereins Villingen nach Jena das Highlight. Die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Lasertechnik und in der Optik ließen die Besucher aus Villingen staunen, denn Ihnen wurden Einblicke ermöglicht, die sonst nur einem kleinen Fachpublikum zugänglich sind, wobei es den Vertretern aus Jena bestens gelang, auch schwierigste Sachverhalte verständlich zu machen.
Unter dem Motto, „Sehen – Messen – Fühlen“ hatte die 4-Tages Exkursion jedoch noch einiges mehr zu bieten. Nach einem Stadtrundgang durch die alte Universitätsstadt Jena konnte man im weltweit ältesten Großplanetarium hautnah ein Gefühl für die unendlichen räumlichen und zeitlichen Dimensionen des Weltalls bekommen.
Der Besuch im Gartenhaus Friedrich Schillers, er war von 1789 -1799 ordentlicher Professor für Geschichte und die Universität trägt heute seinen Namen, eröffnete wiederum ganz andere Blickwinkel, diesmal in die Vergangenheit. Schillers für die Zeitgenossen offensichtlich äußerst beeindruckende Antrittsvorlesung als Professor, man musste damals sogar wegen Platzmangel den Hörsaal wechseln, trägt den Titel „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte“. Sie ist ein flammendes Pladoyer für eine Lebenshaltung, die aus der Kenntnis des Alten heraus allem Neuem gegenüber in jeder Hinsicht aufgeschlossen ist.
Schließlich braucht man zum guten Sehen, insbesondere, wenn es sich um Mikroskope handelt, besonders reines Glas, Glas, wie es Otto Schott Ende des vorletzten Jahrhunderts entwickelte. Schotts Villa in Jena zeigte den Besuchern aus Villingen, welche Perspektiven aus der Entwicklung besonderer Gläser bis heute entstanden sind. Die Ceran-Kochfelder sind dabei vielleicht die bekanntesten Produkte.
Der letzte Teil der Exkursion galt dem Lebenswerk von Otto Dix, den viele bereits bei einem, Besuch in seinem Haus in Gaienhofen Hemmenhofen im Frühjahr kennengelernt hatten. Dix im Jena benachbarten Gera geboren, wird dort in zwei Dauerausstellungen umfassend gewürdigt und erlaubt einen ganz anderen aber sehr umfassenden Blick auf diesen Wegbereiter der Neuen Sachlichkeit.
Die Teilnehmer*innen der Exkursion kehrten mit sehr vielen neuen begeisterten Eindrücken zurück, die einer der Mitreisenden so zusammenfasste: „Vom Mikroskop bis zu den weit entfernten Galaxien kann der Weg in Jena wirklich erstaunlich kurz sein.“
Der Geschichtswettbewerb zum fünfzigjährigen Jubiläum der Stadt Villingen-Schwenningen war erfolgreich. Davon sind übereinstimmend die Vorsitzenden des Heimatvereins Schwenningen, Annemarie Conradt-Mach, und vom Geschichts- und Heimatverein Villingen, Rupert Kubon, die gemeinsam das Projekt unter dem Titel „Adler und Schwan geht das?“ im letzten Jahr für junge Menschen ausgelobt hatten, überzeugt. Sieben Beiträge waren aus unterschiedlichen Schularten und verschiedenen Schulen bis zum Beginn der Sommerferien eingegangen. Auch wenn man sich vielleicht mehr gewünscht hätte, wissen Conradt-Mach und Kubon, dass bei vergleichbaren Wettbewerben oft weitaus weniger Teilnahmeinteresse besteht.
Umso mehr freute man sich über die eingegangenen Arbeiten. Die Jury, bestehend aus den beiden Vereinsvorsitzenden, Annemarie Conradt-Mach und Rupert Kubon, sowie Elisabeth Weber und Gabriele Eckert war von den vielen Ideen beeindruckt und konnte insgesamt sechs Preisträger ermitteln.
Rund 80 Schülerinnen und Schüler der beteiligten Schulen und Klassen waren mit Ihren Lehrerinnen und Lehrern sowie einigen zusätzlichen Gästen in den Kleinen Saal des Theaters am Ring gekommen, um bei der Preisverleihung dabei zu sein und zu erfahren, auf welchem Platz der eigene Beitrag gelandet war. Zuvor jedoch überbrachte Bürgermeister Detlef Bührer im Namen des Oberbürgermeisters die Grüße der Stadt und bedankte sich für auch für das finanzielle Engagement. Erfreut stellte er fest, dass die Ausgangsfrage des Wettbewerbes, ob das mit Adler und Schwan eigentlich gehe, nach fünfzig Jahren eindeutig mit Ja zu beantworten sei.
Schließlich aber wurde es spannend. Drei 4. Preise, jeweils 100,- €, fielen an ein aufwändiges Rechercheprojekt des Technischen Gymnasiums in Schwenningen, an eine Berufsvorbereitungsklasse mit jugendlichen Zuwanderern, die eine große informative Collage zum wichtigsten Gebäude der Stadt, in ihren Augen das Klinikum, zusammengestellt hatten und an die letztjährigen 5. Klassen des Gymnasiums am Hoptbühl, für ihre äußerst eindrucksvollen bunten Plakate zu Villingen-Schwenningen.
Zwei zweite Preise, Preisgeld jeweils 300,- €, gingen nochmals an das Technische Gymnasium und die Berufsfachschule Feinwerkmechanik in Schwenningen. Letztere hatten in einem sehr interessanten Interview den Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei zu seiner Einschätzung der Geschichte Villingen-Schwenningens in den letzten fünfzig Jahren befragt. Die beteiligten Schüler des Technischen Gymnasiums hatten ebenfalls in Interviews zwei Freunde, einer Villinger, der andere Schwenninger sowie einen Zugereisten und einen Einheimischen zu Ihren Einschätzungen der Stadt, ihrer Geschichte und des Lebens hier befragt.
Der erste Preis war dann doch für viele eine Überraschung. Die Carl-Orff-Schule hatte als Wettbewerbsbeitrag ein dreißigminütiges Video produziert, in dem sie sich sehr kreativ, witzig und gleichzeitig informativ mit der Ausgangsfrage des Wettbewerbes beschäftigte.
Das Ganze war verpackt in eine tolle Story, von Außerirdischen, die sich eine neue Heimat suchen und ausgerechnet in Villingen-Schwenningen landen. Bevor sie jedoch entscheiden, ob sie hierbleiben wollen, erkundigen Sie in mehreren Interviews die Stadt, ihre Bewohner und ihre Geschichte, um schließlich zum Ergebnis zu kommen, dass Villingen-Schwenningen genau der richtige Ort ist, um hier zu bleiben.
Die Freude bei den Siegern war riesig. Mit lautem Jubel wurde der mit 600,- € dotierte erste Preis gefeiert, und auch die übrigen Gäste konnten sich, nachdem sie das Video gesehen hatten, der Juryentscheidung voll anschließen. Die beiden Vereinsvorsitzenden waren beim anschließenden kleinen Empfang sehr zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Arbeit und freuen sich nun auf viele neue Vereinsmitglieder, denn die kostenlose einjährige Mitgliedschaft in beiden Vereinen ist für alle Sieger noch ein zusätzlicher Gewinn.
GHV auf großer Irlandreise
Ein lang ersehnter Wunsch der Mitglieder des Geschichts-und Heimatvereins ging endlich in Erfüllung.
Vom 24. August bis 2. September konnten 32 Mitglieder eine umfangreiche Exkursion in Irland erleben.
Angefangen in Dublin, konnten die Teilnehmer beim Besuch des ‚Irish Emigration Museum’ einen ersten Eindruck über die Insel gewinnen. Der Besuch des Trinity College mit dem berühmten Book of Kelly schloss sich an.
Weiter ging es dann mit der Fahrt zum Battle of he Boyne, wo sich das entscheidende Ereignis der Irischen und Nordirischen Teilung im Juli 1690 abspielte.
Beeindruckend war die Runde am Giant’s Causeway (Damm der Riesen- UNESCO-Weltkulturerbe) mit den unvergleichlichen hexagonalen Formationen von erkaltetem Basalt.
In Londonderry konnten sich die Reiseinteressierten vor Ort ein Bild von noch immer währenden religiösen Auseinandersetzungen („The Troubles“) machen.
Zahlreiche Besichtigungen, sei es das Freilichtmuseum in Glencolmeille oder der Stopp am Armanda-Museum, wo die Spanier 1588 im Sturm mehrere ihrer Schiffe verloren und die Überlebenden von den Engländern gejagt wurden,- führte die Gruppe von Nordirland über Galway entlang der Westküste über Limerik wieder in den Süden der Insel.
Die 170 km lange Panoramafahrt „Ring of Kerry“ machte die Exkursion zu einem gelungenen Erlebnis mit herrlicher Naturlandschaft und sensationellen Ausblicken.
Der Abschluss war der Besuch des herrschaftlichen Sitzes keltischer Könige „Rock of Cashel“, der heute oft als Akropolis Irlands genannt wird.
Gez. Gabriele Eckert
Abb.: Gruppenbild des Geschichts-und Heimatvereins e.V. vor St. Patricks Cathedrale
GHV auf den Spuren der Pestflucht
Exkursion zu Freiburger Bildungsstätten
Eine große Gruppe von Mitgliedern des Geschichts- und Heimatvereins Villingen erhielt im UNIseum eine interessante Führung durch das Museum der Universität Freiburg, wo zahlreiche Exponate zu der 1457 gegründeten Universität zu sehen sind und in den Führungen zu erläutern waren. Einen besonderen Schwerpunkt der beeindruckenden Dauerausstellung in den historischen Räumen der Alten Universität bildeten die Schaustücke zu den „Pestfluchten“, die seit der Mitte des 15. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts von der Universität mindestens sechzehnmal unternommen wurden, als jeweils mit allen Professoren und Studenten der komplette Uni-Betrieb in das Villinger Franziskanerkloster verlegt worden war. Da aus der Sicht der oft heimgesuchten Menschen in der oberrheinischen Tiefebene Villingen weit genug entfernt und in vermeintlich gesunder Luft gelegen war, war das Villinger Kloster häufig das gesuchte Ausweichquartier. Dass der Universitätsgründer und erste Rektor, Matthäus Hummel, aus Villingen stammte, war für diese Ortswahl sicher ebenso entscheidend wie die Tatsache, dass weitere Rektoren und Dekane hier ihre Heimat und familiäre Verbindungen hatten. In den schön gestalteten Vitrinen der Ausstellung nimmt auch die Villinger Zehntscheuer einen wichtigen Platz ein, die der ökonomischen Grundversorgung der Freiburger Universität diente, wie von den bestens vorbereiteten Führern zu erfahren war.
Die 30köpfige Gruppe erfuhr nachmittags mit einer Führung durch die neue Universitäts-Bibliothek einen Brückenschlag in die akademische Gegenwart. Noch mit den Eindrücken aus der Frühen Neuzeit behaftet, erlebten die Teilnehmenden mit den Führungen durch die UB ein Sprung in die digitale Wirklichkeit. In dem gläsernen Wissenstempel, einem nicht unumstrittenen architektonischen Meisterwerk, fanden sich mit Studierenden voll besetzte Lesesäle, die in absoluter Ruhe mit ihren Laptops beschäftigt waren, während im streng abgetrennten „Parlatorium“ der wortreiche Austausch zwischen den Studierenden stattfinden darf, der über mehrere Semester schmerzhaft vermisst worden ist. Die Teilnehmenden erlebten eine Bildungseinrichtung auf neuestem technischem Stand, während vielen von ihnen die Karteikasten-Welt aus ihren eigenen Schul- und Studienzeiten in Erinnerung kam.
Auf der Rückreise mit dem Bus, die „auf den Spuren der Pestflüchtenden“ über den Spirzen – Turner – Urachtal – Hammereisenbach – Herzogenweiler nach Villingen ging, konnten die Teilnehmenden nachempfinden, welche Mühe die Freiburger hatten, als sie mit den Fluchtkisten auf den Ochsenfuhrwerken von ihrem Campus auf die Schwarzwaldhöhen zogen. (Tr.)
„Es ist wirklich ein besonderes Erlebnis“, meinte eine Teilnehmerin, die in diesem Jahr zum ersten Mal an der Fußwallfahrt auf den Dreifaltigkeitsberg teilnahm. Und tatsächlich, es muss schon einen besonderen Reiz haben, mitten in der Nacht um 1.30 Uhr vom Villinger Bahnhof aus gut 30 Kilometer auf den Dreifaltigkeitsberg zu wandern.
Vielleicht liegt es daran, dass man in der Nacht vertraute Dinge oft ganz anders wahrnimmt, etwa das Schwenninger Moos, dass man gegen 3.00 Uhr passiert, oder den Sonnenaufgang über Weigheim. Und schließlich ist da die Herausforderung am Schluss, wenn nach 28 Kilometern Nachtwanderung noch 300 Höhenmeter auf den Albtrauf zu erklimmen sind.
Oben angekommen erwartet die Wanderer schweißgebadet nicht nur der Stolz, es geschafft zu haben, auch ein grandioses Panorama auf die Baar belohnt die Pilger. Denn es ist eben auch ein Pilgerweg, den die vorderösterreichischen Villinger auf den ebenfalls vorderösterreichischen Dreifaltigkeitsberg erstmals vor über 250 Jahren gingen. Allgemein wird auf eine glücklich überstandene Viehseuche hingewiesen, die Anlass für diese erste Wallfahrt war, doch hatte der Berg mit seiner imposanten Erscheinung als Ziel für viele Pilger schon seit dem 15. Jahrhundert Bedeutung.
So werden es auch viele persönliche Dinge gewesen sein, welche die Menschen mit auf den Weg und eben auf den Berg brachten. Heute ist das nicht anders. Pilgerwanderungen, man denke nur an den Jakobsweg, erfahren ja seit einigen Jahren großen Zuspruch. Deshalb wurde die Wanderung auch mehrfach mit alten biblischen Wallfahrtspsalmen für kurze Momente unterbrochen, als Anregung und Möglichkeit seinen persönlichen Weg zu reflektieren.
Doch darüber hinaus gab es auch zwei längere Raststationen in Weigheim und Spaichingen, wo die Wandergruppe außerordentlich freundlich aufgenommen wurde. Nachdem in den letzten beiden Jahren diese Stationen coronabedingt nicht zugänglich waren, freuten die die Wanderer umso mehr.
Pressemitteilung
Die traditionelle Pilgerwanderung auf den Dreifaltigkeitsberg kann in diesem Jahr wieder stattfinden. Darüber freuen sich gleichermaßen der katholische Pfarrer der Münstergemeinde, Josef Fischer, und der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, Rupert Kubon. Nachdem die organisierte Fußwallfahrt im letzten Jahr ausfallen musste, da die planmäßigen Zwischenstationen in Weigheim und Spaichingen coronabedingt nicht zugänglich waren, kann die traditionelle Tour dieses Jahr wieder angeboten werden.
Die Wanderung am Montag nach dem Dreifaltigkeitssonntag, den 13. Juni, beginnt um 1.30 Uhr am Fuß der Schneckenbrücke am Villinger Bahnhof mit dem Pilgersegen. Die Strecke ist gut 30 km lang und führt durchs Schwenninger Moos über Weigheim und Schura. Nach der Ankunft der Pilger findet um 10.30 Uhr in der Wallfahrtskirche ein Gottesdienst statt. Wer an der Fußwanderung teilnehmen möchte und mit dem Bus zurückfahren will, muss sich beim kath. Münsterpfarramt in Villingen, Tel. 07721/886360, anmelden. Alle Anderen können auch spontan teilnehmen. Eine Anmeldung wird jedoch erbeten unter vorstand@ghv-villingen.de. Obwohl die Wanderung keine besonderen Schwierigkeiten aufweist, sollten Teilnehmer*innen passendes gutes Schuhwerk und einen Regenschutz mitnehmen. In den kath. Gemeindehäusern in Weigheim und Spaichingen wird jeweils kurz gerastet.
Die jährliche Wallfahrt auf den Dreifaltigkeitsberg geht auf ein Gelübde zurück, in dem sich Villinger Bürger 1765 nach einer glücklich überstandenen Viehseuche dazu verpflichteten. Solche Ausdrucksformen der Frömmigkeit scheinen heute überholt. Andererseits haben Pilgerfahrten als Möglichkeit zur persönlichen Reflexion auch heute eine hohe Anziehungskraft und zwar unabhängig von der jeweiligen Bindung an Kirchen oder Gottesglauben.
Auch die Fußwallfahrt auf den Dreifaltigkeitsberg setzt hier an. "Aus der Nacht heraus in den Morgen zu wandern, ist für viele auch ein bewusstes Erlebnis", so Rupert Kubon, der die Wanderung auch in diesem Jahr begleitet, "Wir möchten deshalb nicht nur Wandern, sondern den Teilnehmer*innen diese besondere Erfahrung ermöglichen".
2021, im 130. Geburtsjahr von Otto Dix schon geplant, konnte der Geschichts- und Heimatverein Villingen in diesem Jahr endlich seine Tagesexkursion nach Gaienhofen durchzuführen. Der Ausflug war Auftakt zu einer vom 13. Bis 16. September mehrtägigen Reise nach Jena und Gera, wo man das neu gestaltete Otto-Dix-Museum in dessen Geburtshaus besuchen will.
Die Höri war ein Lebens- und Zufluchtsort für viele Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Einige von Ihnen haben auch Spuren in Villingen-Schwenningen hinterlassen, allen voran Otto Dix. Der Künstler war im Nationalsozialismus mit Ausstellungsverbot belegt worden und hatte sich an den Bodensee zurückgezogen. Nach dem 2. Weltkrieg erhielt er vom Schwenninger Arzt Franz Georg Ludwig Gremliza (genannt Lovis) wie viele seiner Kollegen auch wieder erste Aufträge für Druckgrafiken, Arbeiten die sich heute in der Städtischen Galerie befinden.
Der Besuch im Otto-Dix-Haus in Gaienhofen-Hemmenhofen, welches die Familie Dix seit 1936 bewohnte stand deshalb am Anfang dieser Exkursion. In einer spannenden Führung konnten die Teilnehmer*innen neue Eindrücke vom Leben dieses ungewöhnlichen Künstlers bekommen. Bis heute sind die Werke des Wegbereiters der Neuen Sachlichkeit für Viele ebenso faszinierend wie anstoßend. Man denke etwa an das Bild Streichholzhändler, welches in drastischen Farben einen beinamputierten blinden Bettler zeigt. Dix verarbeitete in solchen Bildern seine Erfahrungen als Soldat im ersten Weltkrieg. Ganz im Gegensatz dazu steht der Einfluss der idyllischen Umgebung am Untersee in anderen Werken.
Dem Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, galt der zweite Schwerpunkt der Fahrt, obwohl Hesse nur fünf Jahr in Gaienhofen zubrachte (1907 – 1912) hat er nachhaltige Spuren hinterlassen. Im Hermann-Hesse-Museum in der ersten Unterkunft der Familie erfuhr man sehr viel über die jungen Jahre dieses außergewöhnlichen Schriftsellers. Schließlich ging es weiter zum 1909 erbauten Haus der Familie Hesse in dem der bereits erfolgreiche Dichter im selbst angelegten Garten seine Ideen einer Rückkehr zur Natur umzusetzen suchte. Hesse war ein Anhänger der Lebensreform-Bewegung, die sich seit dem 19. Jahrhundert gegen die negativen Auswirkungen der Industrialisierung und Urbanisierung zur Wehr setzte.
Die Exkursionsteilnehmer*innen ließen die vielen neuen Eindrücke bei Kaffee, Kuchen oder Eis am Seeufer ausklingen. „Obwohl ich schon oft hier war, habe ich unwahrscheinlich viel Neues heute erfahren“, meinte einer von Ihnen auf der Rückfahrt nach Villingen.
Im Rahmen des Veranstaltungs-programms des GHV hat
Herr Prof. Dr. Rudolf Denk am 7. April im Münsterzentrum, Ewald-Huth-Saal über das geplante Zähringerzentrum in St. Peter einen hoch interessanten Vortrag gehalten.
Vor dem Hintergrund einer langen Tradition, die die Zähringer auch mit der Geschichte der Stadt Villingen verbindet, berichtete er über neueste archäologische und historische Erkenntnisse, die in dem entstehenden Zentrum in St. Peter dokumentiert werden. Der GHV plant eine Exkursion zu dieser Kultur- und Forschungsstätte im kommenden Jahr.
Sehen, Fühlen, Schauen – unter diesem Motto stand die erste Führung des Geschichts- und Heimatvereins Villingen im neuen Werk der Firma Jenoptik. Zwanzig Mitglieder des Vereins konnten die Gelegenheit nutzen, einen Einblick in die Arbeit dieses weltweit operierenden Konzerns an seinem neuen Standort in Villingen-Schwenningen zu bekommen. Ursprünglich in Mühlhausen beheimatet, hat das Unternehmen, die früheren Hommel-Werke, im letzten Jahr seinen nach modernsten Vorgaben neu errichteten Standort im Gewerbegebiet Salzgrube bezogen.
Die Teilnehmer*innen der Führung bekamen zunächst vom Geschäftsführer Otto Boucky einen Einblick in die spannende Welt der Photonik, der Lehre vom Licht-Leiten, einer physikalischen Disziplin, die in vielen Lebensbereichen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Jeder*r der einen Internetanschluss hat, möchte inzwischen per Glasfaser mit dem World Wide Web verbunden sein, und beispielsweise auch in der minimalinvasiven Medizin sind die Möglichkeiten der optischen Nachrichtenweiterleitung nicht mehr wegzudenken.
Am Villingen-Schwenninger Standort geht es traditionell um Sensorik, also die die Untersuchung und Überprüfung von Oberflächen. Dies geschieht zum einen optisch, zum anderen aber auch noch ganz in der Tradition der Firma Hommel taktil, also mittels eines Berührungsfühlers. Beide Verfahren haben nach wie vor Ihre Bedeutung und finden ihre spezifischen Anwendungsfelder in der Industrie. In einem Rundgang durch die Labore und Produktionsbereiche unter Leitung von Richard Hummel konnten sich die GHV-Mitglieder ein eindrucksvolles Bild dieser Produktpallette des Unternehmens machen. Dabei erfuhren sie viel Neues und Überraschendes, beispielsweise, dass Jenoptik einige Uhrmacher der staatlichen Feintechnikschule in Schwenningen beschäftigt, die hier aufgrund ihrer besonderen feinmechanischen Fähigkeiten gebraucht werden.
Beschenkt mit vielen neuen Eindrücken endete der Besuch für die GHV-Mitglieder bei einem der eher unbekannten Edelsteine der Villingen-Schwenninger Industrielandschaft nach zweieinhalb Stunden. Die Führung bei Jenoptik war schließlich auch der anregende Auftakt zu einer vom 13. bis zum 16. September geplanten Exkursion nach Jena und Gera, dem Ort der verbunden mit den Namen Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott zur Wiege der modernen Optik wurde. Anmeldungen zu dieser Reise sind beim Geschichts- und Heimatverein noch möglich.
Artikel im Schwarzwälder Boten vom 10. Februar 2023
Erster Termin im Veranstaltungskalender des Geschichts- und Heimatvereins Villingen in diesem Jahr war am 12. Januar der Besuch des Motorenentwicklungszentrums des internationalen MinebeaMitsumi-Konzerns im Industriegebiet Herdenen.
30 Mitglieder konnten auf einer spannenden Führung des Kommunikationschefs Roman Klein einen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten des Unternehmens gewinnen.
Vorab gab es einen interessanten Kurzvortrag in die noch junge aber sehr erfolgreiche Geschichte der Firma. 1991 als Joint Venture von Papst Motoren aus St. Georgen und dem japanischen Minebea-Konzern gegründet, übernahm dieser bereits 1993 die Gesamtanteile von PM DM. Im Jahr 2000 erfolgte der Umzug des Unternehmens von Spaichingen nach Villingen-Schwenningen in einen Neubau, der bereits 2004 großzügig erweitert wurde. 2019 erhielt das Unternehmen seinen heutigen Namen, Minebea Mitsumi Technology Center Europe. Es ist das größte Motorenentwicklungszentrum im internationalen Verbund der MinebeaMitsumi Group und entwickelt bürstenlose Gleichstrommotoren, innovative Antriebstechnologien, LED Hintergrundbeleuchtungen und Sensorsysteme.
Derzeit arbeiten über 500 Mitarbeiter*innen im Headquarter für europäische Produktions- und Entwicklungsstandorte in Villingen-Schwenningen. Sie entwickeln hier Motoren der Zukunft, wobei vor allem auch technologische Ideen für den Klimaschutz im Mittelpunkt stehen. Beispiele dafür sind Lösungen zur Steuerung von Kühllamellen etwa für die Batterien von E-Autos oder autonome motorgetriebene Regelthermostate für Gewerbegebäuden, die keine externe Stromversorgung benötige und den Strom selber produzieren.
Die Teilnehmer*innen der Führung waren außerordentlich beeindruckt von der Bandbreite und der technologischen Kompetenz, die hier vorgehalten wird. „Es ist immer wieder spannend vorgeführt zu bekommen, welche geschliffenen Diamanten unsere Industrielandschaft hier aufweist,“ meinte eine Teilnehmerin, „da brauchen wir uns in Villingen-Schwenningen sicher nicht zu verstecken.“
‚Viele Hände schaffen rasch ein Ende‘. Große Versandaktion in der Geschäftsstelle.
Es wurden an die 500 Jahrbuch-Exemplare über das Wochenende an unsere Mitglieder versandt bzw. von unseren tatkräftigen Helfern ausgetragen.