Bauhauserbe in Villingen-Schwenningen

Genau zum richtigen Zeitpunkt konnte der Geschichts- und Heimatverein seinen Mitgliedern ein ganz besonderes Angebot machen. Unmittelbar vor seiner Wiedereröffnung mit Beginn des neuen Schuljahres und nach dem weitestgehenden Abschluss der um-fassenden Generalsanierung bestand die Möglichkeit, dieses wichtige seit 2006 unter Denkmalschutz stehende Gebäude in einer Führung neu kennenzulernen.

 

Die zwischen 1962 und 1965 errichtete Schule war eine der ersten durch vorgefertigte Betonelemente errichteten Schulbauten in Deutschland. In zweierlei Hinsicht konnte damit eine Bildungsanstalt errichtet werden, „die das Demokratieverständnis im Sinne einer… offenen Gesellschaft“ repräsentiert, so der verantwortliche Freiburger Denkmalpfleger Folkhard Cremer.

 

Die Bauweise bot einerseits die Möglichkeit in kurzer Zeit sehr wirtschaftlich ein großes Schulgebäude zu errichten und damit eine Antwort auf das breite Bedürfnis weiterführender Bildung zu geben, zum anderen wurde das lichtdurchflutete Gebäude mit seinem großzügigen offenen Atrium und seinen zum Austausch einladenden Verkehrsflächen Sinnbild einer Zeit, die sich bewusst gegen hierarchische Strukturen und Herrschaftsmodelle auflehnte. In der Architektur des Gymnasiums am Deutenberg wurde das bereits baulich vorweggenommen, was in der 68iger Bewegung und in den Bildungsreformen der siebziger Jahre inhaltlich umgesetzt wurde.

 

Die Besucher der Schule konnten sich von dieser Umsetzung demokratischen Bauens persönlich ein Bild machen. Die Herausforderung der Sanierung bestand deshalb auch in der Aufgabe, einerseits diesen Charakter zu bewahren, andererseits aber, etwa was das Thema Brandschutz oder thermische Ertüchtigung anbetrifft, Antworten zu finden, die in der Gegenwart Bestand haben.

 

Am Schluss waren die Teilnehmer davon überzeugt, dass genau das gelungen ist. Unter Führung von Herrn Herrmann vom Amt für Gebäudewirtschaft und Hochbau der Stadt Villingen-Schwenningen und dem Bauleiter des Architekturbüros Hotz, Herrn Scherlitz erkundeten die Besucher die neu gestalteten Klassenzimmer, Lehrerzimmer und Büros, die naturwissenschaftlichen Sonderräume und vor allem die runderneuerte Aula mit dem verbundenen Musiksaal. „Ich bin immer wieder begeistert, zu sehen wie Günter Behnisch die Ideen des Dessauer Bauhauses aufgegriffen und hier wunderbar weiterentwickelt hat“, entfuhr es einem sichtlich begeisterten Rupert Kubon.

 

Für viele Teilnehmer*innen war diese Führung gewissermaßen das Amuse-Gueule, der Appetithappen für die Exkursion des Vereins Mitte September nach Dessau, und es wurde vielen deutlich, „dass wir uns in Villingen Schwenningen nicht nur mit einer alten Bausubstanz, sondern auch mit dem, was unsere Väter und Großväter nach dem zweiten Weltkrieg in unserer Stadt an hochwertiger Architektur hinterlassen haben, nicht zu verstecken brauchen,, ,so ein beeindruckter Teilnehmer nach dem spannenden einstündigen Rundgang durch das neue und gar nicht alte Gymnasium am Deutenberg.