
Die Nacht war für 28 Gläubige aus der
Seelsorgeeinheit Villingen von Sonntag auf Montag kurz, denn um 1.30 Uhr
traf man scih am Bicken-kreuz zur Fußpilgerung auf den Dreifaltigkeitsberg oberhalb von Spaichingen. Diese Tradition geht
zurück auf ein Gelübde der Villinger nach der Erlösung von einer Viehseuche. An dieses Gelöbnis erinnert in der Wallfahrtskirche auch ein Votivbild von 1765. Dieses steht normalerweise auf der Empore, wurd aber
an diesem Tag im Altarraum aufgestellt. Die Fußwallfahrer bekamen durch
Dekan Josef Fischer den Reisesegen mit auf den Weg, ehe sie durch die
Dunkelheit marschierten. Im Schwenninger Moos wurden sie durch das
Gequake der Frösche unterhalten.
In Weigheim, als die Sonne gerade aufgegangen wa,r wurden die Pilger im
Gemeindehaus der dortigen Pfarrei St. Othmar zum Frühstück willkommen
geheißen. Man ließ sich die frischen Brezeln und den Hefezopf schmecken,
ehe die Wanderung über Schura nach Spaichingen weiterging. Wie
Wanderführer Konrad Flöß mitteilte , der mit der Wallfahrtsfahne die
Fußgruppe anführte, hat man vor 24 Jahren die Fußwallfahrt wieder
neubelebt. Das verstorbene Ehrenmitglied des Geschichts- und
Heimatvereins Villingen, Adolf Schleicher, war es, der die Initiative
übernahm. Bei Wind, Kälte und manchmal auch bei Regen, machen sich
Pilger seit dem am Montag nach dem Dreifaltigkeitsssonntag auf Schusters
Rappen auf die 33,5 Kilometer lange Strecke.In diesem Jahr spielte das
Wetter mit und die Wallfahrer kamen müde auf dem Berg rechtzeitig zum
Wallfahrtsamt an. Gerade die letzten drei Kilometer haben es in sich,
erhebt sich doch der Berg auf einer Anhöhe von knapp 1000 Metern.
Mittlerweile kamen auch weitere Pilger aus der Seelsorgeeinheit mit dem
Bus, Privat PKWs und Fahrrad an, so dass die Kirche mit 200 Villinger
gut gefüllt war, als Dekan Josef Fischer mit den beiden Pfarrern
Bernhard Eichkorn und Alfons Weißer, Diakon Horst Dyma und den
neugeweihten Diakon Simon Dreher, der aus Spaichingen stammt, die
Eucharistiefeier zelebrierte. .Pater Steve , ein Claretinerpatre, hielt
die Festpredigt zum Fest der Heiligen Dreifaltigkeit.Pater Superior
Alfons Schmid hieß die Villinger auf dem Berg herzlich willkommen und
freute sich, dass man seit über 200 Jahren das Gelübde einhält.
Die Pilgerwanderung von Villingen auf den Dreifaltigkeitsberg geht auf das
Jahr 1765 zurück, als in Villingen eine schwere Viehseuche drohte. Aus
Dankbarkeit, dass die Seuche doch glimpf lich abging, trugen Villinger Bürger
in jenen Zeiten ein Votivbild auf den Dreifaltigkeitsberg. Es zeigt die Krönung
Mariens durch die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Maria ist bekanntlich die
Schutzpatronin der Stadt Villingen. Im unteren Drittel des Bildes, vor dem
Gebirge (Schwarzwald), die Stadt, weidende Kühe und eine Gruppe betender
Menschen. Voran ein Priester gefolgt von Ratsherren und wohl herausragenden
Stiftern. Eine Inschrift auf dem Bild, das während des Jahres auf der Empore an
der Wand hängt und immer am Montag nach Trinitatis im Chorraum während des Pilgeramtes aufgestellt wird, trägt folgenden Wortlaut:
„Als ein Zeichen innigster Dankbarkeit gegen die Allerheiligste Dreifaltigkeit
hat eine gesamte Bürgerschaft der Kaiserlich vorderösterreichischen Stadt
Villingen wegen crasierender Viehsuchts diese tafel verlobt 1765.“
1983 wurde dieses Bild im Auftrag der Münstergemeinde restauriert.
Die 28 Fußwallfahrer, die um 1.30 Uhr am Bickenkreuz in Villingen
starteten , kamen nach 8 und1/2 Stunden und einer Wegstrecke von 34
Kilometer müde auf dem Dreifaltigkeitsberg an, wo man mit weiteren
Pilgern das Wallfahrtsamt feierte. Das einst von den Villingern gestiftete Votivbild war im Altarraum aufgestellt und wurde von vielen bestaunt.
Martin Disch
