
Der Geschichts- und Heimatverein Villingen unternahm am 6. Mai eine Tagesfahrt nach Straßburg. In einem zweistündigen Rundgang unter der Führung von Michael Tocha erkundeten die 41 Teilnehmer die
französische und deutsche Architektur der Stadt.
Dabei wurde am Beispiel des Rohan-Schlosses, des Hanauer Hofs und des Hôtels Klinglin sichtbar, wie im 18. Jahrhundert eine an Paris orientierte Bauweise das Stadtbild immer stärker prägte. Nur wenige Schritte auf die andere Illseite führten dann gewissermaßen nach Berlin, nämlich in eins der größten noch bestehenden wilhelminischen Stadtviertel zwischen Kaiserpalast und Universität. Die Besichtigung des denkmalgeschützten Jugendstil-Stadtbads von 1904 schließlich ließ erkennen, wie architektonischer Prunk, der in der Adelsgesellschaft nur wenigen vorbehalten war, im 20. Jahrhundert auch für Alltagsbedürfnisse demokratisiert worden ist. Für den Nachmittag hatte Karl-Heinz Weisser den Besuch der Kirche Saint-Pierre-le-Jeune angeregt und organisiert. Gemeinsam mit einer elsässischen Gruppe wurde den Besuchern aus Villingen das mittelalterliche Bauwerk mit einem der ältesten Kreuzgänge nördlich der Alpen vom Gemeindepfarrer in französischer und deutscher Sprache erschlossen. Zum Abschluss erzählte Marc Schaefer, Professor am Straßburger Konservatorium und Mitinitiator der Orgelrekonstruktion in der Villinger Benediktinerkirche, die Geschichte der Silbermann-Orgel von St-Pierre und brachte mit Werken von Bach, Couperin, Battmann und Böhm ihren Klangreichtum eindrücklich zu Gehör. Beim Ausklang in Hofstetten bei Haslach waren sich die Teilnehmer einig, dass sie auf dieser Reise neue und bisher unbekannte Seiten Straßburgs hatten entdecken können.
Michael Tocha