
Gemeinsamkeiten zwischen Villingen und Südpolen(he)
Mit einer Fülle überwältigender und bewegender Eindrücke kehrten die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen von ihrer Exkursion nach Südpolen zurück. In Breslau und Krakau setzten
sich über 40 Teilnehmer mit der wechselvollen Geschichte Schlesiens und des sogenannten Kleinpolens auseinander.
Die Gruppe besichtigte am ersten Tag den in historischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht wichtigsten Ort Niederschlesiens, die Hauptstadt der Woiwodschaft, Breslau.
Sie zählt heute ca. 650.000 Einwohner und ist die viertgrößte Stadt Polens. In Bezug auf die Architekturdenkmäler gehört sie zu den bedeutendsten Städten in Europa. Siebzig Prozent der kostbaren Bausubstanz waren 1945 zerstört.
Die Besuchergruppe konnte sich bei der Stadtbesichtigung von dem bewundernswerten originalgetreuen Wiederaufbau überzeugen. Das Wahrzeichen Breslaus, das gotische Rathaus mit seiner
astronomischen Uhr begeisterte ebenso wie die sich auf dem Marktplatz, dem Ring aneinanderreihenden Giebelhäuser in verschiedenen Stilrichtungen, von denen keines dem anderen gleicht. Weitere
Höhepunkte in Breslau waren die Besichtigungen des Doms des Hl. Johannes des Täufers auf der Sandinsel und der Aula Leopoldina der Universität, ein Glanzstück der Barockkunst.
Jahrhunderthalle, Zoologischer Garten und andere Sehenswürdigkeiten wurden bei einer Stadtrundfahrt besichtigt, bevor die Reise weiter durch Oberschlesien bis nach Krakau führte.
Die vom zweiten Weltkrieg weitgehend verschonte Hauptstadt Südpolens mit Sitz der zweitältesten Universität Europas (hier studierte u.a.Nikolaus Kopernikus) beeindruckte durch Europas größten
mittelalterlichen Marktplatz mit seinen berühmten Tuchhallen. Dominiert wird der Platz von der Marienkirche, in deren Innerem die Geschichtsfreunde den von Veit Stoß aus Nürnberg geschaffenen
Hochaltar bewundern konnten. Der Wawel-Hügel mit Königsschloss und der Kathedrale, dem Wahrzeichen der Stadt, Barbakane und Florianstor, das Collegium Maius (Jagiellonen-Universität),sowie das
Jüdische Viertel (hier drehte Steven Spielberg Teile seines Films Schindlers Liste ) sind einige der kulturellen und geschichtlich bedeutsamen Stätten, die die Villinger kennen lernten. Bei einem
Besuch im abendlichen Krakau mit seinen Straßencafés gehen moderne Lebensart und historischer Glanz Hand in Hand und man fühlt sich in den Süden versetzt. Überall in Krakau begegnet man den
Spuren von Johannes Paul II., der als Karol Wojtyla 1920 nahe Krakau geboren wurde und in Krakau studierte und wirkte.
Einen äußerst interessanten Eindruck in den Abbau von Salz erhielten die Mitglieder des GHV bei einer Führung durch eines der ältesten und bekanntesten Salzbergwerke der Welt in Wieliczka. Bis zu
130 m tief ging die Besichtigung der unterirdischen Stadt , bizarre Landschaften in einem Labyrinth aus Gängen, in Salz gehauene Skulpturen, wie Kobolde, Engel und Heilige. Die in 100 m Tiefe
liegende, aus Salz gehauene Kapelle der heiligen Kinga , 55 x 18 m groß, mit zauberhaften Reliefs, Skulpturen und Altären sowie Kronleuchtern aus Salzkristallen, erzeugte bei allen Besuchern
Gänsehausatmosphäre
Für zwei weitere Programmpunkte teilte sich die Gruppe. Ein Teil besuchte die wichtigste religiöse Kultstätte Polens, das Paulinerkloster von Tschenstochau, mit der weltberühmten Schwarzen
Madonna . Sie gilt nicht nur als katholisches Heiligtum, für die Polen ist das Bild vor allem ein Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit.
Der andere Teil der Gruppe stellte sich mit dem Besuch von Auschwitz-Birkenau der geschichtlichen Vergangenheit .Der Rundgang durch das Lager zeigte drastisch die unmenschliche Behandlung der
Häftlinge. Besonders bedrückend war der Besuch in den Vernichtungsräumen in Birkenau. Die Betroffenheit dieses Besuches wird bei allen Teilnehmern sicher noch lange nachwirken.
Gedanken an Villingen kamen auf bei einem Besuch der Benediktinerabteil Tyniec mit einem Orgelkonzert in der barocken Klosterkirche. Und bei einer Fahrt in die Hohe Tatra fühlten sich manche
durch die Landschaft gar in den Schwarzwald versetzt. Eine Floßfahrt auf dem Grenzfluss Dunajec durch den Pieniny-Nationalpark sowie die Besichtigung eines Kleinods, der ältesten Holzkirche
Polens, St. Erzengel Michael, erbaut 1490 mit einmaligen Malereien aus dem 15. und 16. Jh. rundeten das Besichtigungsprogramm ab.
Selbstverständlich probierten die Reisenden auch die original polnische Küche mit Bigos, Piroggen, Barszcz usw. Auch ein kleiner Verdauungswodka durfte natürlich nicht fehlen.
Eine Parallele zu Villingen und geschichtlich interessant ist, dass Polen im 18. Jahrhundert unter Habsburgische Herrschaft gestellt wurde. Außerdem hat Kaiser Otto III., der Villingen im Jahr
999 das Markt-, Münz- und Zollrecht verlieh, ein Jahr später das Bistum Breslau gegründet.
Hasko Froese bedankte sich im Namen der Reisenden beim ersten Vorsitzenden Günter Rath für diese überaus anspruchsvolle und interessante Reise, die für manche Teilnehmer eine Reise zu
Geburtsstätten und Orte der Kindheit oder ihrer Vorfahren wurden.